Workshop

Chaos in der Ordnung? Kunst, Gefühl und Existenz

organisiert von Alexander Becker (Philipps-Universität Marburg) und Hana Gründler (Kunsthistorischen Institut in Florenz)

"aut prodesse volunt aut delectare poetae…" (Horaz, De arte poetica)

Kunst ist nur fürs Vergnügen da? Schon die Konkurrenz, die Platon zwischen Philosophie und Kunst fand, spricht dagegen. Kunst kann Wirklichkeit darstellen; wo Wirklichkeit dargestellt wird, sind Maßstäbe der Richtigkeit und Falschheit im Spiel; und wenn man eine richtige Darstellung der Welt in der Kunst mit der Frage verbindet, warum wir uns eigentlich mit Kunst abgeben - produzierend oder rezipierend -, dann liegt es nahe zu sagen: Kunst ist zum Lernen da! (Wobei "Lernen" auch Formen der ästhetischen und ethischen Sensibilisierung oder neue Weisen der Wahrnehmung einschließen mag.) Natürlich ist diese Behauptung alles andere als neu, und im Laufe der Geschichte des Nachdenkens über Kunst hat sie viele verschiedene Varianten und viel Zustimmung und viel Kritik erfahren, bis zur jüngsten Mode der "aesthetic research".

Wenn man versucht, nüchtern auf die Behauptung zu schauen, ob wir durch Kunst lernen, dann stellen sich unter anderem drei Fragen: erstens, über was können wir durch Kunst lernen, zweitens: was können wir durch Kunst lernen und drittens: inwiefern führt das, was man durch Kunst lernen kann, zu einer Infragestellung des bereits Gewussten? Im Zeitalter hochspezialisierter Wissenschaften ist es unwahrscheinlich, daß ein Kunstwerk – so viele Fragen es auch aufwerfen mag – ernstlich unser physikalisches Wissen problematisieren kann. Anders sieht es zum Beispiel bei Emotionen aus: daß wir durch die Lektüre eines Romans mehr über ein Gefühl lernen können als durch psychologische Experimente, leuchtet nach wie vor ein, weil Emotionen von einer Komplexität sind, zu der künstlerische Darstellungsformen eher passen dürften als reduzierende Laborsituationen. Wenn wir also die Behauptung der Einfachheit einschränken auf: Kunst ist (auch) zum Lernen über Emotionen da! (- womit nicht gesagt sein soll, daß man durch Kunst auch über anderes lernen könne -), dann stellt sich immer noch die Frage: Was lernen wir eigentlich über Emotionen? Lernen wir unsere alltäglichen Emotionen besser kennen? Lernen wir, was eine Emotion ist? Lernen wir gar neue Emotionen kennen? Oder sollte man sich von der Vorstellung lösen, daß das, was man durch Kunst lernt, den Charakter von Resultaten hat, und vielleicht viel eher in einer Arbeit am oder Pflege des Subjekts besteht? Ist eine Sensibilisierung für die Unbestimmtheit gewisser emotionaler Situationen ein Lernprozeß von der Art des Wissenserwerbs, oder vermag Kunst uns zu lehren, mit Ambiguitäten der Existenz umzugehen und das Chaos in der Ordnung – die im Haus der Vernunft irrlichternde Emotion – auszuhalten, vielleicht gar als relevant zu erkennen?

Diese Fragen sollen den Rahmen des kleinen Workshops bilden, dessen Programm von vornherein nicht auf eine vollständige Antwort zielt, sondern einzelne Schlaglichter zu werfen sucht, die von einigen neueren Forschungen ausgehen - psychologische, historische und philosophische Forschungen. Im Zentrum werden neben der Literatur zwei Kunstgattungen stehen, bei denen der Bezug zu Emotionen einerseits offensichtlich scheint, andererseits die Fragen, was wir über Emotionen lernen können, schwerer zu beantworten sind als im Falle der ersteren: nämlich Bildende Kunst und Musik.

Kooperationspartner

in Kooperation mit

30. – 31. März 2017

Philipps-Universität Marburg

Raum 05B06
Wilhelm-Röpke-Str. 6b
35039 Marburg

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