Etho-Ästhetiken des Visuellen

Research Group Hana Gründler

Die weitreichenden Beziehungen zwischen Kunst, Visualität und Ethik benötigen eine grundlegende Untersuchung. Die Kunst- und Bildgeschichte hat sich dieser Verhältnisbestimmung bislang nur partiell und nicht in ihrer historischen Tiefendimension gewidmet. Dabei spielen (Kunst-)Objekte und gebaute Umwelt bekanntlich nicht nur für die ästhetische Sensibilisierung eine maßgebliche Rolle, sondern können durchaus auch an der ethischen und politischen Konstituierung des Einzelnen und der Gesellschaft mitwirken – sei es im kritisch-transformativen als auch in einem disziplinierenden Sinne. 

In Anbetracht aktueller nicht nur bildwissenschaftlicher, sondern auch soziopolitischer Fragen und Herausforderungen, die auf das Engste mit der (Ohn-)Macht der Bilder und des Blicks verknüpft sind, soll aus einer diachronen und interdisziplinären Perspektive auf diesen Themenkomplex geschaut werden. Dieser reicht vom mittelalterlichen Nachdenken über die emotionalisierende und moralische Funktion von Bildwerken über frühneuzeitliche Postulate einer ästhetischen und ethischen Sensibilisierung durch Kunst und Architektur bis hin zu den modernistischen Utopien  einer neuen Kunst für "neue Menschen". Nicht zuletzt zählen dazu auch gegenwärtige Debatten um die affektive, aufmerksamkeitssteigernde, verstörende oder auch manipulative Dimension von Fotografie(n), Installationen, Performances und Filmen.  

Dieser methodisch-systematisch breit angelegte Versuch, eine Etho-Ästhetik des Visuellen zu entwickeln, muss sich stets der inneren Ambivalenz und Widersprüchlichkeit des Phänomens bewusst sein. Hypostasierende und subjektivierende Vorstellungen des Bildes, die häufig mit einer Akzentuierung des Affektiven und Empathischen einhergehen, müssen vor dem Hintergrund einer Ethik des Sehens ebenso problematisiert werden wie die aufklärerische Annahme eines auf Vernunft basierenden transparenten Sehens und Denkens. 

Eine zentrale Aufgabe ist es somit, die subtilen, nicht immer wahrnehmbaren Übergänge zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, Sehen und Gesehenwerden, Wissen und Nichtwissen zu untersuchen. Denn das kritische und disruptive Potenzial von Kunst und Theorie entwickelt sich häufig in diesen nicht genau bestimmbaren Randbereichen, in denen gängige Sichtweisen und epistemische Normen hinterfragt und transformiert werden. Nicht zuletzt muss im kritischen Sinne auch die Beziehung zwischen Sehen und Theorie genauer analysiert und verstärkt über die Verantwortung der Letzteren nachgedacht werden. Oder anders formuliert: Die Bedingungen der Möglichkeit des (bild-)wissenschaftlichen Sehens und Sprechens müssen problematisiert und die Praxis der Theorie selbst hinterfragt werden.

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