Klaus Krüger: Imaginarien der Evokation: Gemalte Musik
Abendvortrag / Conferenza serale
Der Vortrag fasst die mediale Differenz zwischen Malerei und Musik ins Auge und fragt danach, wie die Malerei angesichts der apriorischen Undarstellbarkeit, die der Musik infolge ihrer Unsichtbarkeit, Immaterialität und zeitlichen Flüchtigkeit eignet, den Ausdruck von Klang als visuelle Evokation und als Alterität einer genuin bildlichen, imaginativen Evidenz verwirklicht. Exemplarisch soll diese intermediale Konstellation im Feld der Renaissancemalerei mit dem Fokus auf venezianischen Musikdarstellungen untersucht werden. Im Zentrum steht dabei die Annahme, dass die Malerei die Evidenz des musikalisch-klanglichen Affekts maßgeblich durch Verfahren der figürlichen Verkörperung erzielt, im selben Zug jedoch den medieneigenen, bildlich-visuellen Affekt immer weniger durch figürlich dargestellten Körperausdruck und seine rhetorische Kodierung (Mimik, Gestik, Gebärde etc.), sondern vielmehr - und in einem gegenläufigen Überbietungsimpuls - durch eine forcierte Performanz eigener, medienspezifischer Morphologien und Phänomenwerte (Farbe, Malfaktur, Komposition, Schärfe-Unschärfe etc.) generiert. Vor diesem Hintergrund stellt sich schließlich die Frage, inwiefern sich der Wirklichkeit bildlicher Affektdarstellung und dem Prozess ihrer zunehmenden Ausdifferenzierung in der frühen Neuzeit sowohl eine multisensuelle Aufladung (Klang 'und' Blick, Sehen 'und' Hören, Musik 'und' Malerei) als auch eine monomediale Selbstprivilegierung (der Malerei vor der Musik) einschreibt.
Prof. Dr. Klaus Krüger
Studium der Kunstgeschichte, Germanistik, Philosophie und Italianistik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, dort 1987 Promotion. Habilitation 1997 an der Technischen Universität Berlin. 1999 bis 2002 Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. 2002 bis 2003 Ordinarius an der Universität Basel. Seit Oktober 2003 Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin. Fellowships und Gastprofessuren unter anderem 1999 an der École des Hautes Études en Sciences Sociales, Paris, 2004/05 an der Italian Academy for Advanced Studies in America der Columbia University, New York, 2007/2008 am Exzellenzcluster "Kulturelle Grundlagen von Integration" der Universität Konstanz und 2011 am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK), Wien. Zahlreiche Publikationen und Forschungsprojekte zur Theorie und Geschichte des Bildes, zur italienischen Kunst vom Mittelalter bis zum Barock, ferner zur Gegenwartskunst, zu Kunst und Film und zur Methodengeschichte.
Palazzo Grifoni - Seminarraum
Via dei Servi 51
50122 Firenze
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