Vortragsreihe

Berthold Hub:
Leon Battista Alberti und die Säulen-Ordnung des 15. Jahrhunderts

Im Rahmen der Vortragsreihe Alberti Revisited: Art – Ethics – Politics
Organisiert von Hana Gründler, Katharine Stahlbuhk und Giulia Baldelli

Alberti scheint in De re aedificatoria den Kanon der fünf Säulenordnungen des 16. Jahrhunderts vorwegzunehmen, wenn er erstmals von „Ordnungen“ spricht und zumindest vier der fünf Säulenarten – dorisch, ionisch, korinthisch, komposit („italico“) – in eine Schmuck und Proportion betreffende Hierarchie setzt und dabei auch die Gebälke differenziert. Doch andere Stellen und die später von ihm entworfene Architektur zeigen, dass Alberti keineswegs an einer Kanonisierung der Ordnungen interessiert war. Sein Zeitgenosse Filarete wiederum kehrt – geleitet von einer eigentümlichen sozialen Decorumslehre und einer christlichen Interpretation des vitruvianischen Anthropomorphismus und der Ursprungslegende der Architektur – die Ordnung Albertis in ihr Gegenteil. Für Francesco di Giorgio Martini am Ende des Jahrhunderts bedeuten die vitruvianischen Begriffe „dorisch“, „ionisch“ und „korinthisch“ gar keine verschiedenen Ornamente, sondern nur verschiedene Proportionen. Die Säulen-Ordnungen des 15. Jahrhunderts lassen sich keineswegs in eine teleologische Entwicklungsgeschichte hin zur Kanonisierung der fünf Säulenordnungen bei Serlio, Vignola, Palladio oder Scamozzi einordnen, sondern sind von eigenen und berechtigten Schlüssen und Intentionen geprägt.

Berthold Hub studierte Theologie, Philosophie und Kunstgeschichte in Wien, Madrid und Tübingen und promovierte mit einer Arbeit zu dem Thema Die Perspektive der Antike. Archäologie einer symbolischen Form (Frankfurt a. M. 2008). 2017 habilitierte er sich an der Universität Wien mit der Qualifikationsschrift Filarete: Der Architekt der Renaissance als Demiurg und Pädagoge (Wien 2020). Derzeit ist er Gastprofessor für Architekturgeschichte und Architekturtheorie an der Berliner Hochschule für Technik und Privatdozent an der ETH Zürich und am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien. Forschungen und Publikationen zur antiken Ästhetik, zur Kulturgeschichte des Blicks, zu Michelangelos Neuplatonismus, zur spanischen Architektur und Skulptur des 17. und 18. Jahrhunderts, zu Architektenreisen nach Italien um 1910, vor allem aber zur Architektur und Architekturtheorie der italienischen Frührenaissance. 

 

This talk is part of the lecture series »Alberti Revisited: Art – Ethics – Politics« organized by Hana Gründler, Katharine Stahlbuhk, and Giulia Baldelli

Against the backdrop of the 550th anniversary of Leon Battista Alberti's death and the publication of the first German edition of and commentary on his dialogue Della tranquillità dell'animo in April 2022 the lecture series Alberti Revisited will focus on the artistic, ethico-aesthetic, linguistic and socio-political implications of his oeuvre. Thus, the intertextual and interdisciplinary complexity of Alberti's thought as well as his relationship with the cultural dynamics of his time will be examined from a variety of perspectives and, not least, Alberti's topicality will be critically analysed. The invited speakers come from the fields of art and architectural history, history, philology, and philosophy.

07. September 2022, 18:00 Uhr

Der Vortrag wird als hybride Veranstaltung stattfinden.

Ort
Palazzo Grifoni Budini Gattai
Via dei Servi 51
50122 Firenze, Italia

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