Abendvortrag

Martin Mulsow: Kulturgeschichte vor der Kulturgeschichte. Pantheische Gemmen in der antiquarischen Diskussion des 17. Jahrhunderts

Wann begann eigentlich die Art von komplexem Antiquarianismus, bei dem sich intermediale Argumente zu unterschiedlichen Objekten, Bildern und Texten finden lassen, oft gebündelt auf ein bestimmtes Thema hin? Sicherlich kann schon im späten 16. Jahrhundert, bei Strada, Orsini, Pignoria, Pighius, Agustin oder Panvinio in Ansätzen so etwas festgestellt werden. Doch eine Blüte erlebt es zweifellos erst im späteren 17. Jahrhundert. Zu dieser Zeit gab es in Mitteleuropa ein enges Netz von Gelehrten, die aufeinander Bezug nahmen, sich oftmals persönlich kannten und von den Sammlungen zehrten, die seit der Spätrenaissance aufgebaut worden waren. Männer wie Ezechiel Spanhein, Gisbert Cuper oder Charles-César Baudelot de Dairval waren sowohl philologisch gebildete Altertumskenner als auch beschlagen in der Numismatik und Gemmenkunde; sie konnten mit Texten wie mit Objekten gleichermaßen umgehen. Der Vortrag möchte zeigen, welche Rolle in ihren gelehrten Debatten sogenannte "pantheische" Gemmen spielen, auf denen Figuren mit den Attributen mehrerer Götter gleichzeitig zu sehen waren. Diese Form von Antiquarianismus bildete in seinen besten Werken bereits eine Vorform von "Kulturgeschichte".

 

Martin Mulsow ist seit 2008 Professor für Wissenskulturen der europäischen Neuzeit an der Universität Erfurt und Direktor des Forschungszentrums Gotha. Er studierte Philosphie, Germanistik und Geschichte an den Universitäten Tübingen, Berlin und München. 1991 Promotion, 2000 Habilitation. Von 2005 bis 2008 war er Professor für Geschichte an der Rutgers University in den USA. Er war Fellow am Institute for Advanced Study in Princeton, am Wissenschaftskolleg in Berlin, am Center for Theological Inquiry in Princeton und am NIAS in Amsterdam sowie Gastprofessor an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris und ist Mitglied der Sächsischen und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Einige Veröffentlichungen: Prekäres Wissen. Eine andere Ideengeschichte der Frühen Neuzeit, Berlin 2012; Enlightenment Underground. Radical Germany 1680-1720, Chralottesville 2015; Objekte als Quellen der historischen Kultuwissenschaften, Köln 2017 (hg. mit Annette C. Cremer); Radikale Frühaufklärung in Deutschland, 2 Bde. Göttingen 2018; Knowledge and Profanation. Transgressing the Boundaries of Religion in Premodern Scholarship, Leiden 2019.

17. Oktober 2019, 18:00 Uhr

Kunsthistorisches Institut in Florenz
Max-Planck-Institut

Palazzo Grifoni Budini Gattai
Via dei Servi 51
50122 Firenze

Hinweis

Diese Veranstaltung wird durch Fotografien und/oder Videoaufnahmen dokumentiert. Falls es nicht Ihre Zustimmung findet, dass das Kunsthistorische Institut in Florenz Aufnahmen, auf denen Sie erkennbar abgebildet sein könnten, für die Veranstaltungsdokumentation und Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Social Media) verwendet, bitten wir um eine entsprechende Rückmeldung.

Newsletter

Unser Newsletter informiert Sie kostenlos über Veranstaltungen, Ausschreibungen, Ausstellungen und Neuerscheinungen des Kunsthistorischen Instituts in Florenz.

Wenn Sie unseren Newsletter beziehen möchten, tragen Sie bitte Ihren Namen und Ihre E-Mail-Adresse ein:

*Pflichtfeld

Hinweise zum Versandverfahren

Der Versand der Newsletter erfolgt mittels MailChimp, bei dem Ihre E-Mail-Adresse und Ihr Name zum Versand der Newsletter gespeichert werden.

Nach Ausfüllen des Formulars erhalten Sie eine sog. Double-Opt-In-E-Mail, in der Sie um Bestätigung der Anmeldung gebeten werden. Sie können dem Empfang der Newsletter jederzeit widersprechen (sog. Opt-Out). Einen Abmeldelink finden Sie in jedem Newsletter oder der Double-Opt-In-E-Mail.

Ausführliche Informationen zum Versandverfahren sowie zu Ihren Widerrufsmöglichkeiten erhalten Sie in unserer Datenschutzhinweis.