Workshop
Subjekt und Subjektivierung in Kunst(wissenschaft) und Philosophie. Eine Problembestimmung
organisiert von Hana Gründler und Maria Teresa Costa

Die Frage nach dem Subjekt sowie den verschiedenen Strategien der Subjektwerdung in Kunstwissenschaft und Philosophie hat die Diskurse der beiden Disziplinen nach dem zweiten Weltkrieg maßgeblich geprägt. Während in der Philosophie insbesondere im Anschluss an Foucault die prozessuale und zugleich gesellschaftlich konnotierte Dimension der Subjektivierung in den Fokus gestellt wird, ist in der Kunstwissenschaft der letzten Jahre die Tendenz zu beobachten, die Wirkkraft des Objekts zu untermauern beziehungsweise dieses gar zu subjektivieren. Ausgangspunkt für die erste war vor allem die Kritik an den metaphysischen und (macht)politischen Implikationen einer westlichen Philosophie des Subjekts – eines hypostasierten Ichs, das in dieser Form in nicht-westlichen Kulturen nicht zu finden ist. Ein Thema, das in Kunst und Literatur wiederum durch eine gezielte Problematisierung der Macht des auktorialen Subjekts zur Sprache gebracht wurde.
Diese Dimension der Macht, aber auch der Ohnmacht des Blicks, die das sehende und zugleich dem Sehen ausgesetzte Subjekt stets in ambivalenter Weise in sich vereint, berührt Aspekte einer Ethik des Sehens, die von der Forschung, wenn überhaupt, nur am Rande thematisiert worden sind. In den Visual Culture Studies und in der Filmwissenschaft etwa war der Fokus meist auf die Analyse des skopischen Regimes sowie die Gewalt des Blicks gerichtet. Die subtilen, nicht immer wahrnehmbaren Übergänge zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, Sehen und Gesehen-werden, die jedoch unabdingbar sind, um über die Relation von Alterität und Visualität nachdenken zu können, wurden hingegen weniger untersucht. In Studien zum Porträt wiederum wurde einerseits über die verschiedenen Modi der visuellen Repräsentationen des Subjekts und der Subjektwerdung reflektiert und andererseits voyeuristische Strategien und, damit zusammenhängend, die "Objektwerdung" des Subjekts problematisiert. Ausgehend von (kultur)anthropologischen Überlegungen kann in den letzten Jahren zugleich beobachtet werden, dass das Objekt in den Mittelpunkt gerückt und zu einem handelnden Akteur wird (Agency theories), wobei sich die Frage stellt, welche Rolle in diesem Zusammenhang dem Rezipienten zugeschrieben wird. Besteht nicht etwa die Möglichkeit, dass dieser zu einem rein passiv Wahrnehmenden wird und somit sein Blickwinkel stets schon vorgegeben ist? Wie steht es um seine Einbildungskraft?
Ziel des interdisziplinären Workshops am KHI ist es, diese komplexen Strategien und Paradoxa des Subjekt- und des Objektwerdens aus einer Perspektive der longue durée kritisch zu analysieren. Die vielfältigen, daraus resultierenden Zusammenhänge ermöglichen es, unter anderem folgende Fragen und Problembereiche zur Diskussion zu stellen: Wie nimmt das Subjekt Form an – wie wird es zum "Bild"? Welche visuellen Strategien werden für die Inszenierung des Subjekts benutzt? Wie werden die Macht und Ohnmacht des Blicks zur Schau gestellt? Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang Fragen von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit? Was geschieht in Prozessen der Metamorphisierung, in denen die Grenzen zwischen Subjekt und Objekt verschwimmen? Beziehungsweise was geschieht, wenn das "Objekt zum Subjekt" und viceversa wird? Ob und inwiefern ist das grammatikalische Subjekt vom Subjekt das Ich sagt zu unterscheiden? Wie wird das Subjekt zum Autor? Welche Elemente lassen das Subjekt individuell werden: das Antlitz, die Stimme?
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02. – 03. Dezember 2016
Kunsthistorisches Institut in Florenz
Max-Planck-Institut
Palazzo Grifoni Budini Gattai
Via dei Servi 51
50122 Firenze
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