Im Fokus

In edlem Gewand –
Historische Einbandpapiere in der Bibliothek

Mit der Erwerbung antiquarischer Bücher gelangte als eher zufälliges Beiwerk eine Vielfalt von Buntpapieren in verschiedenen Techniken in die Bibliothek. 

Besonders reizvoll sind die Bronzefirnis- und die Brokatpapiere (Prägepapiere), die vom späten 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts vor allem im Süden Deutschlands gefertigt und bis nach Übersee exportiert wurden. In der Bibliothek sind einige Einbandbezüge von Broschüren, Gelegenheitsdrucken und Büchern sowie Vorsatzblätter dieses Typus vorhanden (siehe Garzadoro 1675, Mariscotti 1717, La distribuzione dei premj 1806).

Bronzefirnispapier, Joseph Friedrich Leopold zugeschrieben, um 1700.

Alberto Garzadoro, Vita Della Venerabile Serva Di Dio Giovanna Maria Bonhomi Vincentina Monaco dell’Ordine di S. Benedetto nel Monastero di S. Girolamo di Bassano, Padova 1675.

Brokatpapier, wohl Augsburg, 1. Viertel 18. Jahrhundert.

Dionisio Mariscotti, Applauso festivo del possesso dall’A.R. della Serenissima Violante, gran principessa di Toscana […], Siena 1717.

Brokatpapier, wohl Augsburg, 1. Viertel 18. Jahrhundert.

Dionisio Mariscotti, Applauso festivo del possesso dall’A.R. della Serenissima Violante, gran principessa di Toscana […], Siena 1717.

Brokatpapier, goldfarben auf weißem Papier.

La distribuzione dei premj solennizzata sul Campidoglio li 4. Iuglio 1805: dall’insigne Accademia delle Belle Arti Pittura, Scultura e Architettura in S. Luca, Roma 1806.

Weniger kostbar und in größerer Zahl erhalten sind farbenfrohe Kleisterpapiere des 18. Jahrhunderts. Attraktiv sind zwei Exemplare bei denen durch Blinddruck (Druckplatte ohne Farbe) die noch nasse aufgetupfte Kleisterfarbe verdrängt wurde und so ein Rankenmuster (Lettera di ragguaglio 1731) und kleinteilige Chinoiserien sichtbar werden (Soldani 1751).

Geädertes Kleisterpapier mit Verdrängungsdekor (Blinddruck), Ranken und Blüten, 18. Jahrhundert.

Lettera di ragguaglio scritta ad un amico dell’arrivo, e feste fatte in Siena all’eminentissimo sig. cardinale Vincenzo Bichi, Siena 1731.

Inventario del Convento di S’Antonio Ab.e di Livorno 1839-1840.

Dionisio Mariscotti, Applauso festivo del possesso dall’A.R. della Serenissima Violante, gran principessa di Toscana […], Siena 1717.

Lettera di ragguaglio scritta ad un amico dell’arrivo, e feste fatte in Siena all’eminentissimo sig. cardinale Vincenzo Bichi, Siena 1731.

Geädertes Kleisterpapier mit Verdrängungsdekor (Blinddruck), Chinoiserien, 18. Jahrhundert.

Fedele Soldani, Lettera ottava, Lucca 1751.

Marmorierte Papiere (Tunkpapiere) werden in verschiedenen Mustern (Kamm-Marmor, Stein-Marmor, Bouquet-Marmor u.a.) vom 17. Jahrhundert bis heute geschätzt. In der Bibliothek sind viele Beispiele erhalten (de Arce y Cacho 1786, Scannelli 1657, Interián de Ayala 1782). Wie bei den Kleisterpapieren ist auch bei diesen das Ergebnis des Herstellungsprozesses nicht bis in Detail planbar. Es entstehen also Unikate. Farblich abgestimmt auf das blau gelbe Steinmarmorpapier des Vorsatzblatts ist der Schnitt des Buchs von Juan Interián de Ayala (1782). Vermutlich bildete aufgetropftes Wachs, das nach dem Trocknen und Öffnen des Schnitts abplatzte, die unregelmäßigen Flecken, die nach dem Einfärben des Schnitts weiß blieben.

Marmorpapier.

Celedonio Nicolás de Arce y Cacho, Conversaciones sobre la escultura: compendio historico, teorico y practico de ella; para la mayor ilustracion de jóvenes dedicados á las bellas artes de escultura, pintura y arquitećtura, En Pamplona 1786.

Marmorpapiere.

Francesco Scannelli, Il microcosmo della pittura, Cesena 1657.

Marmorpapier.

Francesco Scannelli, Il microcosmo della pittura, Cesena 1657.

Steinmarmorpapier und farblich abgestimmter Buchschnitt.

Juan Interián de Ayala, El pintor christiano, y erudito, ó tratado de los errores, que suelen cometerse frequentemente en pintar, y esculpir las Imágenes Sagradas […], Madrid 1782.

Sehr beliebt waren die Kattunpapiere (Modeldrucke), die sich am Stoffdruck orientierten oder sogar alte Stoffmodel verwendeten (Angelita 1601, Rastrelli 1766). Am weitesten verbreitet waren sie um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts setzen sich zunehmend Drucke von größeren Manufakturen wie zum Beispiel von Carlo Bertinazzi in Bologna (Sarayna 1586, Basilius 1731, Moirani 1791) und Remondini in Bassano (Sermartelli 1584) durch. Von beiden Firmen sind zahlreiche Beispiele in der Bibliothek vorhanden, die wir auf Grund von erhaltenen Musterbüchern der Firmen zuordnen können. Wir wissen, dass sie auch für vorläufige Einbände in einfacher Fadenheftung benutzt wurden, bis die Bücher vom Käufer passend zu seiner Bibliothek in kostbarerem Material (zum Beispiel in Leder mit geprägtem Wappen) gebunden wurden.

Kattunpapier (Modeldruck), mit Schablonen koloriert, wohl Italien, 2. Hälfte 18. Jahrhundert.

Giovanni F. Angelita, Origine della città di Ricanati, e la sua historia e discretione […], Venetia 1601.

Kattunpapier (Modeldruck), wohl Italien, Mitte 18. Jahrhundert.

Giovan Battista Rastrelli, La Toscana felicita per la faustissima esaltazione al di lei Grand-Ducato di Sua Altezza Reale il Serenissimo Pietro Leopoldo […], Firenze 1766.

Bertinazzi, Bologna, spätes 18. Jahrhundert, Muster aber auch von anderen Firmen gedruckt.

Torello Sarayna, Le historie e fatti de‘ Veronesi ne i tempi del popolo e Signori Scaligeri, descritte dall’eccellentissimo dottor Torello Saraina veronese […], Verona 1586.

Bertinazzi, Bologna, Ende 18. Jahrhundert.

Caesariensis Basilius, Omelie Scelte di S. Basilio Magno / Tradotte Dal Greco Nell’Idioma Toscano Da Angiol Maria Ricci Lettore Di Lettere Greche Nello Studio Fiorentino, Firenze 1732.
Juan Interián de Ayala, El pintor christiano, y erudito, ó tratado de los errores, que suelen cometerse frequentemente en pintar, y esculpir las Imágenes Sagradas […], Madrid 1782.
Bartolomeo Moirani, Vita della Beate Maria Dell’Incarnazione Monaca Conversa Professa Dell’Ordine Delle Carmelitane Scalze, E Fondatrice Del Medesimo Ordine In Francia, Venezia 1791.

Brokatpapier, goldfarben auf weißem Papier sowie Bertinazzi, Bologna, Ende 18. Jahrhundert.

La distribuzione dei premj solennizzata sul Campidoglio li 4. Iuglio 1805: dall’insigne Accademia delle Belle Arti Pittura, Scultura e Architettura in S. Luca, Roma 1806.
Juan Interián de Ayala, El pintor christiano, y erudito, ó tratado de los errores, que suelen cometerse frequentemente en pintar, y esculpir las Imágenes Sagradas […], Madrid 1782.
Bartolomeo Moirani, Vita della Beate Maria Dell’Incarnazione Monaca Conversa Professa Dell’Ordine Delle Carmelitane Scalze, E Fondatrice Del Medesimo Ordine In Francia, Venezia 1791.

Brokatpapier, goldfarben auf weißem Papier sowie Papier der Firma Remondini, 2. Hälfte 18. Jahrhundert.

La distribuzione dei premj solennizzata sul Campidoglio li 4. Iuglio 1805: dall’insigne Accademia delle Belle Arti Pittura, Scultura e Architettura in S. Luca, Roma 1806.
Michelangelo Sermartelli, Descrizione delle pompe e delle feste fatte nella venuta alla città di Firenze del sereniss. Don Vincenzio Gonzaga, principe di Mantova e del Monferrato, per la serenissima D. Leonora de Medici, principessa di Toscana sua consorte, Firenze 1584.

Erfolgreiche Muster wurden über lange Zeit variiert und oft in schlechterer Qualität von anderen Herstellern kopiert. Als sich ab dem 19. Jahrhundert zunehmend Verlagseinbände durchsetzten, wurden Buntpapiere, besonders auch Marmorpapiere, in modernen Drucktechniken reproduziert und als Vorsatzblätter oder Einbbandbezüge verwendet. Den empfindlichen historischen Papieren sieht man leider das Alter oft an. Fast alle weisen Gebrauchsspuren, Verfärbungen und Beschädigungen auf.

Weitere Buntpapiere sind in der Datenbank Digital Libraries Connected, Kunsthistorisches Institut in Florenz, im Suchfeld Metadaten mit der Eingabe „Buntpapier“ zu finden.

Blumenbänder von zwei Platten gedruckt, 19. Jahrhundert.

Bindo Simone Peruzzi, Esequie dell’Altezza Reale del Serenissimo Giovan Gastone Gran Duca di Toscana, fatte celebrare in Firenze nella Chiesa di San Lorenzo […], Firenze 1737.

Einfaches Streifenmuster, gezeichnetes Etikett, 19. Jahrhundert.

Inventario del Convento di S’Antonio Ab.e di Livorno 1839-1840.

 

Fotografie: Bärbel Reinhard (Fondazione Studio Marangoni)
Konzept und Koordination: Bibliothek, Forschungskoordination und Öffentlichkeitsarbeit in Zusammenarbeit mit Ingeborg Bähr
Text: Ingeborg Bähr

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