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Die frühen Jahre von Leopoldo Cicognaras Kunstbibliothek

Barbara Steindl

Biblioteca Apostolica Vaticana, Blick in die Sala Cicognara

Die grundlegende Bedeutung des 19. Jahrhunderts für die Entstehung spezialisierter Kunstbibliotheken und Kunstbibliografien ist unbestritten und steht in engem Zusammenhang mit der Ausbildung des modernen Kunstbegriffs (im Sinn von "Schöne Künste", "Kunst" im Kollektivsingular). Während die großen Universalbibliografien und Kataloge (von Guillaume François de Bure, Gustave Brunet, Antoine Renouard oder von Thomas Frognall Dibdin) noch während des 18. und bis ins 19. Jahrhundert am System der 'artes liberales' bzw. an Lehrplansystemen ausgerichtet waren, und "Kunst" folgerichtig in unterschiedlichen Bereichen (z. B. Mathematik, Geschichte etc.) verortet wurde, entstanden um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert jedoch auch spezialisierte Kunstbibliotheken - sowohl als private Sammlungen einzelner "Amatori" und Gelehrter, als auch im Zusammenhang der Institutionen, zunächst vornehmlich der Kunstakademien.

Über die meisten Büchersammlungen der Kunstgelehrten des 18. und des beginnenden 19. Jahrhunderts in Italien, wie jene Luigi Lanzis, Jean Baptiste Séroux D'Agincourts oder über die Bibliothek Carlo Bianconis ist wenig oder nichts bekannt, und nur wenige Sammlungen sind durch Kataloge erschlossen.

Neue Dokumente, welche die frühen Jahre von Leopoldo Cicognaras Kunstbibliothek dokumentieren, geben einen Einblick in seine Sammelstrategien auf dem internationalen Buchmarkt und in die Funktion der Sammlung. Während zunächst vor allem bibliophile Interessen im Vordergrund standen, nahm die Sammlung schließlich den Charakter jener spezialisierten Gelehrtenbibliothek an, deren Systematik der 'Catalogo ragionato dei Libri d'Arte e d'Antichità posseduti dal Conte Cicognara' (2 Bde., Pisa, 1821) dokumentiert und die heute noch, weitgehend vollständig, in der Vatikanischen Bibliothek erhalten ist.

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