Welt, Wissen, Macht. Enzyklopädische Bildprogramme vom Duecento bis zum Quattrocento
Studienkurs
Konzept und Organisation: Manuela De Giorgi, Susanne Pollack, Gerhard Wolf
Wissenschaftlicher Gast: Dieter Blume
Im 13. Jahrhundert, einem 'Jahrhundert des Enzyklopädismus', entstanden gelehrte Wissenskompilationen sowie Bildprogramme mit dem Anspruch, ebenso umfassend wie systematisch alle Bereiche des verfügbaren Wissens zu präsentieren.
Für die bildliche Konstruktion und Repräsentation von Wissen als 'Summa' wurden in auffallend konstanter Weise Themengruppen zusammengestellt, die z.B. die Planeten und Monatsarbeiten, Tugenden oder Artes liberales umfassen. Innerhalb dieses Vokabulars wird Einmaligkeit durch Hinzufügungen, Weglassungen, neue Kombinationen, die Wahl des Mediums und des Anbringungsortes erzeugt, wobei die konkrete Aussagekraft der einzelnen Werke daraus resultiert, 'wessen' Welt, 'wessen' Wissen und 'wessen' Wahrheit gezeigt werden soll.
Über hundert Jahre nach Julius von Schlossers Aufsatz "Giustos Fresken in Padua und die Vorläufer der Stanza della Segnatura" (1896), in dem bedeutende italienische enzyklopädische Bildprogramme zusammengesehen und analysiert wurden, und der nach wie vor den Ausgangspunkt der meisten Arbeiten zu diesem Thema bildet, ist es das Ziel des diesjährigen Studienkurses des Kunsthistorischen Instituts in Florenz, durch ein intensives Studium vor Ort sich auf der Basis neuer Forschungsansätze mit Monumenten von Padua bis Rom auseinanderzusetzen.
Diskussionsleitende Fragen werden dabei unter anderem sein: Inwieweit wirken Visualisierungen aus enzyklopädischen Werken in die monumentalen Bildprogramme mit ihren allegorischen oder symbolischen Repräsentationen ein, und diese viceversa, auf deren Sprach- und Bildproduktion zurück? Welche visuellen Strategien kommen zum Einsatz, um Klassifikationen zu erstellen und deren Bezüge zueinander sichtbar werden zu lassen? Mit welchen Aneignungsdynamiken beanspruchen kirchliche, kommunale bzw. höfische Gruppen eine Teilhabe am globalen Wissen, die über ihre tatsächlichen Machtgebiete hinausgeht? Wie ist das Zusammenspiel eines theologischen Weltmodells mit Naturwissenschaften und Kulturtechniken und wie sind diese Bilder wissenschaftshistorisch zu bewerten?
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