Jörn Steigerwald: Erschriebene Bilder: Giovanni Boccaccios 'Amorosa Visione'
Wissenschaftliches Kolloquium / Colloquio scientifico
Der Vortrag versucht eine erste, exemplarische Annäherung an eine Praxis der literarischen Kreativität der italienischen Renaissance, die sich als das bildgebende Vermögen der Dichtung fassen lässt. Ziel dieser künstlerischen Praxis ist produktive Verbindung von Literatur und Malerei, die unter Beachtung der medialen Differenz die Zusammenführung der beiden medialen Repräsentationsformen anstrebt, um daraus eine spezifische Bildpoiesis zu entwickeln. Boccaccio nimmt in der 'Amorosa Visione' einerseits das bildspendende Potenzial der Liebesallegorie als Ausgangspunkt seiner Erzählung, doch leistet er andererseits eine Naturalisierung der Allegorie, die dem Leser die Möglichkeiten und Grenzen des sinnlichen Verstehens von Allegorien vor Augen stellt. Dadurch lotet Boccaccio in der Amorosa Visione das kreative Potential der Amorallegorie aus und erprobt zugleich eine neue Praxis der Dichtung, bei der in Umkehrung der auf Horaz aufbauenden Tradition das 'delectare' die Voraussetzung für das 'prodesse' bildet.
PD Dr. Jörn Steigerwald
Studium der Germanistik und Romanistik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und der Université d'Avignon. Promotion 1999 an der Julius-Liebig-Universität Gießen, Habilitation 2007 an der Ruhr-Universität Bochum. 1997-1999 Stipendiat der Stiftung für Romantikforschung. Assoziiertes Mitglied im Graduiertenkolleg 'Klassizismus und Romantik im europäischen Kontext' 1997-2000. 2000 bis 2006 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Romanischen Seminar der Ruhr-Universität Bochum. 2005 Gastdozentur an der Université François Rabelais Tours. Von 2006 bis 2007 und 2008 Gastprofessur am Romanischen Seminar der Universität zu Köln, Wintersemester 2008/09 Gastprofessur am Romanischen Seminar und dem Peter-Szondi Institut der FU Berlin, 2010 bis 2011 Gastprofessur an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Seit 2009 Heisenberg-Stipendiat der DFG.
Publikationen (Auswahl): Poiesis. Praktiken der Kreativität in den Künsten der Frühen Neuzeit. Hg. v. David Nelting / Valeska von Rosen / Jörn Steigerwald. Erscheint Wiesbaden: Harrassowitz 2011; 'Amor sacro e profano': Modelle und Modellierungen der Liebe in Literatur und Malerei der italienischen Renaissance. Hg. v. Jörn Steigerwald / Valeska von Rosen. Erscheint Wiesbaden: Harrassowitz 2011; Galanterie. Die Fabrikation einer natürlichen Ethik der höfischen Gesellschaft 1650-1710. Heidelberg: Winter 2011; Räume des Subjekts um 1800. Die Selbstverortung des Individuums zwischen Spätaufklärung und Romantik. Hg. v. Jörn Steigerwald / Rudolf Behrens. Wiesbaden: Harrassowitz 2010; Soziale und ästhetische Praxis der höfischen Fest-Kultur im 16. und 17. Jahrhundert. Hg. v. Kirsten Dickhaut / Jörn Steigerwald / Birgit Wagner. Wiesbaden: Harrassowitz 2009; Die Macht und das Imaginäre. Eine kulturelle Verwandschaft in der Literatur zwischen Früher Neuzeit und Moderne. Hg. v. Rudolf Behrens / Jörn Steigerwald. Würzburg: Königshausen & Neumann 2005; Reiz - Imagination - Aufmerksamkeit. Erregung und Steuerung von Einbildungskraft im klassischen Zeitalter (1680-1830). Hg. v. Jörn Steigerwald / Daniela Watzke. Würzburg: Königshausen & Neumann 2003.
Palazzo Grifoni - Seminarraum
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