Heiko Damm: Moses in Emmaus: Typologie und Paragone in der 'pittura riformata' Santi di Titos

Wissenschaftliches Kolloquium

In Santi di Titos höchst innovativer Darstellung des Emmausmahls (1574) auf einer der großen Altartafeln in S. Croce erlaubt die chronotopische Strukturierung des Hochformats dem Auge ein kontemplatives Zurückwandern über die abendlichen Hügel um Jerusalem. Das Thema der Anamnese als verstehender Rückbesinnung auf das historische Geschehen der Passion wird aber weniger durch die Bewegung der Narration als durch die Bezüge des Figürlichen verhandelt. Eine die Bildarchitektur stützende Säule markiert den Wendepunkt der Geschichte: die am davor postierten Tisch stattfindende Erkennung des Auferstandenen beim Ergreifen und Segnen des Brotes. Als Zeitenwende wird das Geschehen, das an die Erinnerung appelliert und zugleich das zukünftige Gedächtnis regelt, durch die Einbindung der zuschauenden Mosesfigur begreiflich: Der Prophet deutet aus verschatteter Nische "voraus" auf das leibhaftige Erscheinen Christi im Farbkörper einer Malerei, in deren 'grazia' sich das von ihm repräsentierte Gesetz erfüllt. Somit bemächtigt sich die moderne Storia hier der bewährten Bildsprache der Typologie, verankert diese aber im zeitgenössischen Paragonediskurs, indem sie die umbra-veritas-Relation zwischen Stein und lebendigem Wort, farbloser Skulptur und des Pilgers aufleuchtendem Inkarnat mit genuin malerischen Mitteln anschaulich macht.

Heiko Damm studierte Kunstgeschichte, Komparatistik und Italianistik in Leipzig, Berlin und Rom. Magisterarbeit über Berninis Hl. Laurentius. 2001-2004 Stipendiat und Wiss. Assistent am Kunsthistorischen Institut in Florenz. 2006 Promotion bei Prof. Dr. Rudolf Preimesberger und Prof. Dr. Gerhard Wolf mit der Arbeit Santi di Tito (1536-1603) und die Reform des Altarbilds in Florenz an der Freien Universität Berlin. Juli-Dezember 2006 ebd. Wiss. Mitarbeiter im von Prof. Dr. Klaus Krüger geleiteten Teilbereich C 5 "Signa und res. Bildallegorien der Renaissance (14.-16. Jahrhundert)" innerhalb der DFG-Forschergruppe 606 "Topik und Tradition". Seit 2004 Honorarredakteur für das Allgemeine Künstlerlexikon (Saur). Seit Januar 2007 Wiss. Mitarbeiter der Selbständigen Nachwuchsgruppe "Das wissende Bild" am Kunsthistorischen Institut in Florenz.

Kunsthistorisches Institut in Florenz - Max-Planck-Institut
Konferenzsaal
Via Giuseppe Giusti 38
50121 Florenz
Prof. Dr. Alessandro Nova  
Telefon:+39 055 24911-85
E-Mail:dirnova@...
Hinweis

Diese Veranstaltung wird durch Fotografien und/oder Videoaufnahmen dokumentiert. Falls es nicht Ihre Zustimmung findet, dass das Kunsthistorische Institut in Florenz Aufnahmen, auf denen Sie erkennbar abgebildet sein könnten, für die Veranstaltungsdokumentation und Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Social Media) verwendet, bitten wir um eine entsprechende Rückmeldung.

Newsletter

Unser Newsletter informiert Sie kostenlos über Veranstaltungen, Ausschreibungen, Ausstellungen und Neuerscheinungen des Kunsthistorischen Instituts in Florenz.

Wenn Sie unseren Newsletter beziehen möchten, tragen Sie bitte Ihren Namen und Ihre E-Mail-Adresse ein:

*Pflichtfeld

Hinweise zum Versandverfahren

Der Versand der Newsletter erfolgt mittels MailChimp, bei dem Ihre E-Mail-Adresse und Ihr Name zum Versand der Newsletter gespeichert werden.

Nach Ausfüllen des Formulars erhalten Sie eine sog. Double-Opt-In-E-Mail, in der Sie um Bestätigung der Anmeldung gebeten werden. Sie können dem Empfang der Newsletter jederzeit widersprechen (sog. Opt-Out). Einen Abmeldelink finden Sie in jedem Newsletter oder der Double-Opt-In-E-Mail.

Ausführliche Informationen zum Versandverfahren sowie zu Ihren Widerrufsmöglichkeiten erhalten Sie in unserer Datenschutzhinweis.