Workshop

Ute Holl und Fabian Steinhauer: Gesetz und Gewalt. Zwei Filmanalysen

organisiert von der Minerva Forschungsgruppe "Nomos der Bilder. Manifestation und Ikonologie des Rechts"

In kaum einem anderen Medium werden Fragen von Recht und Gesetz so umfänglich verhandelt wie im Film. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, im Kontext von Revolution und Diktatur werden Fragen, was das Gesetz sei und worauf das Recht sich gründet in vielschichtiger Weise filmisch interpretiert. Die beiden Vorträge von Ute Holl und Fabian Steinhauer setzen sich mit der Verbindung von Gewalt und Kulturtechnik und den Brüchen und Widerständen auseinander, die dem filmischen Medium anhängen. Diskutiert werden soll dabei auch die Frage, inwieweit der Film an der Herausbildung einer generellen Idee und Narration rechtlicher Normativität beteiligt ist.

      

"Nach dem Gesetz" (Kollektiv Kuleshov, 1926)

Im 20. Jahrhundert entsteht, im Kontext des Kinos, ein eigenes Verhältnis zwischen dem Gesetz und den Medien. Das betrifft die Darstellung des Gesetzes als auch seine Reproduktion. Die literarisch und ikonographisch bestimmten Traditionen werden erweitert, aber es finden auch Brüche statt. Fabian Steinhauers Forschung gilt einem russischen Film Po Sakonu (Nach dem Gesetz) von 1926. Das Kollektiv Kuleshov widmet sich hier einer spezifisch revolutionären Frage, nämlich derjenigen, was nach dem Gesetz bleibt. Es zeigt ein Recht, dessen Ausgangspunkt nicht das Eigentum, sondern der Mord ist. Der Mord wiederholt das Gesetz - und er holt es wieder. Das Recht lässt sich nicht vom Eigentum und nicht vom Eigenen, sondern von dem Riss und der Alterität her denken. Auf dem Workshop wird Fabian Steinhauer eine Passage des Filmes vorstellen, in der ein modernes Motiv vom Gesetz und seinem treibenden Untergrund entfaltet wird.

    

"Moses und Aron" (Straub-Huillet, 1975)

Der Film Moses und Aron von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub (D/I 1975) verhandelt das Verhältnis von Exil, Gewalt und Gesetz in filmischen Formen und schließt dabei an die ästhetischen Verfahren der Komposition Arnold Schoenbergs an, der seine Oper Moses und Aron in den dreißiger Jahren auf dem Weg ins Exil komponierte. Sigmund Freud, seinerseits auf dem Weg ins Londoner Exil 1938, verhandelt in seinem Text Der Mann Moses und die monotheistische Religion die Frage von Gedächtnis und Gewalt, die nicht zuletzt das Gesetz des Archivs betrifft. Der Vortrag von Ute Holl wird den Zusammenhang von ästhetischen Formen und einem Einbruch von Gesetzlichkeit diskutieren.

   

Ute Holl ist Professorin für Medienästhetik an der Universität Basel. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Theorie und Geschichte der Wahrnehmung unter Bedingungen technischer Medien, eine Wissensgeschichte audiovisueller Medien, insbesondere der Akustik und Elektroakustik, sowie Formen und Theorien experimenteller und ethnographischer Filme. Publikation zum Thema: The Moses-Complex. Freud, Schoenberg, Straub/Huillet, Zürich: Diaphanes, 2016.

Fabian Steinhauer ist Privatdozent an der Goethe-Universität in Frankfurt/Main und lehrt an den Universitäten in Gießen und Basel. Seine Forschungen befassen sich mit Recht und Kulturtechniken. Als Teil der Rechts- und Medienwissenschaften werden sie von der Frage angeleitet, wie, also mit welchen Mitteln und Techniken, das Wissen um Recht und Gesetz geteilt und übertragen wird. Publikationen: Bildregeln: Studien zum juristischen Bilderstreit, Fink 2009; Das eigene Bild: Verfassungen der Bildrechtsdiskurse um 1900, Duncker & Humblot 2013.

 

13. April 2018, 10:00 Uhr

Kunsthistorisches Institut in Florenz - Max-Planck-Institut

Palazzo Grifoni Budini Gattai
Via dei Servi 51
50122 Firenze

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