Das Promotionsvorhaben untersucht Phänomene der ‘Deformation‘ in der politischen Ikonographie des 16. Jahrhunderts. Anlässlich der Auffindung der domus aurea Kaiser Neros in den frühen 1480er Jahren setzte eine intensive Beschäftigung mit antiker Ornamentik ein, deren Phantastik zu einer Neubewertung des all'antica Ideals herausforderte. Die aufgrund ihrer Anbringung in unterirdischen Gewölben als grottesche bezeichneten Motive schienen eine verkehrte Welt darzustellen, die von Ungeheuern, Fabeltieren und Hybridwesen bevölkert wird. Im Manierismus geriet die Groteske zum Motor eines allgemeinen Stilwandels, dessen Spannungsverhältnis zum humanistischen Körperbild es zu analysieren gilt. Wurde die athletische Konstitution des Königs in Mittelalter und Renaissance der Unförmigkeit von Monstren gegenübergestellt, gerierte sich der Herrscher im 16. Jahrhundert selbst als Gestaltwandler, dessen Uneindeutigkeit sich einer symbolischen Einordnung entzog. Hierfür stehen ‘dissimulierte‘ Porträts sowie Groteskrüstungen ein, in denen das Ähnlichkeitsgebot zunehmend von visuellen Effekten überspielt wurde. Die anvisierte Verbergung des Herrschers soll als Strategie der Personalisierung und Monopolisierung von Regierungsgewalt rekonstruiert werden. Nicht Repräsentation und Räsonnement stehen dabei im Vordergrund, sondern visuelle Gewalt und Affektkalkül. ‘Deformierte‘ Artefakte stellten nicht dar, sondern forderten zur Reaktion auf. Ihre Funktionsmechanismen sind in rechtswirksame Kontexte wie Heraldik, Emblematik und Rechtsbücher zu verfolgen. ‘Deformation‘ wird als politisches Stilmerkmal verstanden, an dessen Konjunktur sich zentrale Entwicklungen in Herrschaftsdiskurs, Jurisprudenz und Bildgebrauch des Manierismus neu fassen lassen.
Dieses Projekt war Teil der Minerva Forschungsgruppe Nomos der Bilder. Manifestation und Ikonologie des Rechts.