Research

Siegel-Bilder

Ruth Wolff mit Gerhard Wolf und Michael Stolleis
gefördert durch die Fritz Thyssen Stiftung

Laufzeit: 2005 – 2011

Das Projekt konzentrierte sich auf die Analyse der Bildsprache von Siegelstempeln und Siegelabdrücken. So stand zum einen das personale Bildnis, die 'imago', im Mittelpunkt, deren Visualisierung auf Siegeln spezifische Bildformulare deutlich werden lässt, die trotz des kleinen Bildformats und der Monochromie von Stempel und Abdruck die eindeutige Erkennbarkeit garantieren. Neben der Kleidung spielt dabei die Körperhaltung eine zentrale Rolle, die mit dezidiert plastischen Mitteln veranschaulicht wird. Zum anderen wurde die Bildarchitektur von Siegel-Bildern untersucht, deren oft komplexe Struktur nicht nur zeitliche und räumliche, sondern auch mediale Ebenen voneinander trennt. Siegel erweisen sich einerseits als potentes Medium der Disseminierung von Bildern und Bildformularen anderer Bildmedien und werden andererseits in anderen Medien 'authentisch' reproduziert. Die Untersuchung der Beziehung der rahmenden Siegelumschrift zum Siegel-Bild lässt ein breites Spektrum visueller, aber auch sprachlicher Perspektiven erkennen, die den Status des Siegel-Bilds, der Umschrift und des Siegels insgesamt definieren.

Die besondere Bildleistung von Siegel-Bildern lässt sich insbesondere durch ihre Kontextualisierung aufzeigen, wie im Fall der Siegel-Bilder von Rechtsgelehrten. Das sorgfältig konstruierte Bildformular des 'doctor in cathedra' veranschaulicht nicht den Text, den es authentisiert, sondern es ist vielmehr der Text, d. h. die Rechtsgutachten der 'doctores', der das Siegel-Bild an einem 'casus' illustriert. Siegel mit der Darstellung der Stigmatisation des Heiligen Franziskus bzw. des stigmatisierten Heiligen replizieren nicht nur die Besiegelung und direkte göttliche Authentisierung des Franziskus durch Christus, sondern lassen den Heiligen gleichzeitig zum Siegelstempel werden, der in der Endzeit seine Nachfolge besiegelt.

Der rechtliche Status von Siegel-Bildern wurde im Projekt anhand juristischer Texte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit mit dem Gewicht auf dem 'ius comune' und seiner Kommentare und Interpretationen untersucht. Dabei wurde deutlich, dass es vorwiegend zwei Gesetzestraditionen sind, die die rechtliche Einordnung des Siegels im westlichen Europa bestimmen: einerseits die römische Gesetzgebung zum Testament, die dem Siegel neben der Unterschrift einen hohen Stellenwert beimisst, und andererseits das Dekretalenrecht und seine Invention des authentischen Siegels. Die rechtliche Diskussion um das Siegel eröffnet ein Spannungsfeld von 'imago' und 'res', das wiederum eng mit bildtheologischen Diskursen verknüpft ist. Die 'imago', um die es dabei geht, ist eine 'imago insculpta', d.h. ein plastisches Bild.

Erste Untersuchungen zur Dreidimensionalität von Siegeln und ihrer Rezeption in Schriften zur Kunsttheorie des Mittelalters und der Renaissance konnten die Bedeutung der 'imago insculpta' für das Verständnis von Siegel-Bildern und die paradigmatische Rolle der Siegelmetapher in der Bild-Diskussion des Mittelalters und der Renaissance aufzeigen.

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