Workshop

Heiner Lück: Die 'codices picturati' des Sachsenspiegels als Erkenntnisquelle für die Einordnung und Interpretation mittelalterlicher Skulpturen in Mitteldeutschland

Organisiert von Minerva-Forschungsgruppe "Nomos der Bilder. Manifestation und Ikonologie des Rechts"

Die vier Bilderhandschriften des Sachsenspiegels (entstanden zwischen ca. 1300 und ca. 1375) gehören zu den herausragenden illustrierten Rechtsaufzeichnungen des Spätmittelalters. Der Text wirkte bis in das 20. Jh. hinein und fand, von Mitteldeutschland ausgehend, bis in das Baltikum und die heutige Ukraine Verbreitung.

Der Sachsenspiegel vermittelt einen authentischen Eindruck vom Rechtsleben und von den Rechtsvorstellungen der Menschen im 13. und 14. Jh. Den Text begleiten fortlaufend Bildszenen, welche die daneben stehenden Rechtsregeln visualisieren, aber auch vertiefen und erklären wollen. Auffällig sind viele Gebärden, Symbole, Körpersprache sowie Standes- und Rechtsstatusattribute, welche unzweifelhaft eine rechtliche Bedeutung haben und nahezu regelmäßig an mittelalterlichen Bildwerken wiederkehren. Diese Darstellungen korrelieren mit Erscheinungen in der spätmittelalterlichen Wirklichkeit. Von diesen Beobachtungen ausgehend kann der Sachsenspiegel in einem bestimmten Maße für die heutige Interpretation von Skulpturen und architektonischen Elementen an Profan- und Sakralbauten fruchtbar gemacht werden. Das gilt insbesondere für Herrschafts- und Rechtssymbole im öffentlichen Raum, aber auch in Kirchen und in anderen Umgebungen. So können etwa auch der Magdeburger Reiter, die Naumburger Stifterfiguren, die Rolandfiguren u. v. a. mit dem geltenden Recht ihrer Entstehungszeit (das ist der Sachsenspiegel!) und mit den diesem zugrunde liegenden Rechtsvorstellungen und -konzeptionen in Verbindung gebracht werden.

After the lecture and workshop with Heiner Lück, Stephanie Luther, PhD fellow at the Nomos Research Project, will present an aspect of her ongoing research on legal iconography entitled: "Legal Objects and their Representation at the Monastery of All Saints in Schaffhausen".

    

Heiner Lück ist Universitätsprofessor für Bürgerliches Recht, Europäische, Deutsche und Sächsische Rechtsgeschichte an der Juristischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Zu seinen Hauptforschungsgebieten gehören die Verbreitung des Sachsenspiegels und des Magdeburger Stadtrechts in Ostmitteleuropa sowie die damit verbundene Rechtsikonographie und Rechtsarchäologie. Von ihm liegt eine moderne Edition der Dresdner Bilderhandschrift des Sachsenspiegels vor (erschienen 2002-2011). Lück gehört zu den Mitherausgebern der Neuauflage des "Handwörterbuchs zur deutschen Rechtsgeschichte" und der Schriftenreihe "SIGNA IVRIS. Beiträge zur Rechtsikonographie, Rechtsarchäologie und Rechtlichen Volkskunde". Von den zahlreichen akademischen Ämtern, die Lück innehat, seien genannt: Ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Mitglied der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica, Vorsitzender des Fachbeirats am Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main.

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