Lecture
Claudia Blümle: Apelles vor Gericht. Zum Akt des Urteilens im Bild
Organisiert von der Minerva-Forschungsgruppe "Nomos der Bilder. Manifestation und Ikonologie des Rechts"
Im Zentrum des Vortrages steht Albrecht Dürers Wandgemälde 'Die Verleumdung des Apelles', das 1521 für das Nürnberger Rathaus in Auftrag gegeben wurde. Dieses illustriert weder einen Gerichtsprozess, noch bleibt es dem narrativen Bildzusammenhang der Ekphrasis Lukians treu. Stattdessen tritt in der Verschränkung einer Ekphrasis eines antiken allegorischen Gemäldes und einer juristischen Szene die Verfahrensweisen des Rechts selbst in den Vordergrund. In dieser singulären Erfindung Dürers beleuchtet das Bild den prozessualen Charakter des Rechtsverfahrens in seiner zeitlichen und sinnlichen Dimension. Zugleich wird der zwischen dem urteilenden Richter und der personifizierten Wahrheit hergestellte Bildraum in den realen Raum übertragen, um den Betrachter in unterschiedlicher Weise direkt zu adressieren. Auf dem Weg einer strukturalen Bildanalyse wird der Blick auf das visuelle Verweisspiel gelenkt, das die weiteren Rathausgemälde am Ort ihrer ursprünglichen Hängung entfalteten und ihre juridische Wirksamkeit begründeten. In diesem Sinne wird das Rathausbild von Dürer nicht nur auf eine historische Kontextualisierung der Bilder rekonstruiert, sondern dieses im Blick auf ihr Potential des Zeit-Spiel-Raumes als des Ortes, an dem geurteilt und Recht gesprochen wurde, betrachtet. Im Anschluss an diese These soll gezeigt werden, dass bildende Kunst als "Rechtsregime des Bildes" (Cornelia Vismann) zur Zeit der Renaissance in maßgeblicher Weise an der Herausbildung des Raums juridischer Sichtbarkeit beteiligt war.
Claudia Blümle ist Professorin für Geschichte und Theorie der Form am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin und am Exzellenzcluster Bild, Wissen, Gestaltung. Ein interdisziplinäres Labor. 1995–2002 Studium der Kunstgeschichte, Neueren Allgemeinen Geschichte und Neueren deutschen Literaturwissenschaft in Basel und Berlin. 2002–2005 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt Das Leben schreiben. Medientechnologie und die Wissenschaften vom Leben (1800-1900) an der Bauhaus-Universität Weimar. 2006–2009 Mitglied SNF eikones/Bildkritik im Modul 1 (Die Macht der Bilder. Bildpolitik). 2005–2009 wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Neuere Kunstgeschichte der Universität Basel. 2009 Habilitationsstipendium des Schweizerischen Nationalfonds (SNF). 2010–2014 Prorektorin für Wissenschaft und Forschung an der Kunstakademie Münster. 2009–2014 Professorin für Ästhetik und Kunstwissenschaft an der Kunstakademie Münster.
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