Gegenbild - Abbild - Lichtbild. Florenz und die Toskana im Otto- und Novecento

Studienkurs

Die Geschichte und der Mythos von Florenz als Kunststadt und der Toskana als (Kultur-)Landschaft, an denen Giorgio Vasari mit seinem berühmten Diktum der 'aria fiorentina' maßgeblichen Anteil hatte, erzeugte über Jahrhunderte hinweg bei Künstlern, (Kunst)Historikern, Sammlern und Italienreisenden hohe Erwartungen, die zwischen Wirklichkeit und Imagination changierten, und eine Vielfalt von Bildern und Gegenbildern produzierten: in materiellen Bildformen wie Zeichnungen, Gemälden, seit der Mitte des 19. Jahrhunderts auch Photographien (die in Kunst- und Reiseführer eingingen), und im 20. Jahrhundert in Filmen wie etwa in Andrej Tarkovskijs 'Nostalghia', in dem ein visuell-ästhetischer Bezug zur künstlerischen Tradition der Toskana hergestellt und das oszillierende Gefühl des Fernwehs und Heimwehs zur Sprache gebracht wird. Diese Vorstellungen wurden aber auch in literarischen, kunstwissenschaftlichen oder architekturhistorischen Schriften thematisiert, in denen die Florentiner Kunst und Architektur häufig als Ideal- und traditionsreiches Vorbild und später etwa bei den Avantgarden als Gegenbild fungiert, von dem man sich sowohl radikal absetzen, als es sich auch positiv aneignen konnte, wie es die Architekten Giovanni Michelucci oder Leonardo Ricci wegweisend praktizierten. In dieser Stadt, in der im Otto- und Novecento die Begegnung mit Leonardo und Michelangelo noch intensiv am Bild von Kunst und Künstler mitwirkte, schärften Kunsthistoriker zugleich auch ihre Methodik im Austausch und Disput mit Künstlern: Aby Warburg und Arnold Böcklin, August Schmarsow und Adolf von Hildebrand, um nur einige zentrale Figuren zu nennen.

Die Fragen, die sich vor diesem Hintergrund abzeichnen, sind vielfältig: Wie verhielten sich Systematik des Sammelns, kunsthistorische Methodik, Fotografie und Publizistik zueinander? Auf welche Weise wurde das konkrete mit dem imaginären Bild der Stadt verknüpft? Wie bestimmte der Blick von außen auch die Wahrnehmung der Stadt selbst, ja forcierte diese stets präsente Metaperspektive die (Re-)Konstruktion des eigentlichen Stadtbildes? Wofür stehen folglich Florenz und die Toskana seit dem Aufbruch der Städte in die Industrialisierung und der Herausbildung moderner Nationalstaaten um 1800? Wie viel Aufbruchstimmung, aber auch wie viel Nostalgie und Erinnerung begleitete ihren Weg in die Moderne und welchen Anteil daran haben all jene Bilder, die von und in der "Stadt der Kunst" produziert wurden? Ziel des Studienkurses ist es, Florenz und die Toskana als spannungsreiche Region zu erörtern, in der Kunst- und Architekturgeschichte, Literatur- und Sammlungsgeschichte sowohl konkret praktiziert als auch geschrieben wurden, weshalb es wissenschaftshistorische Perspektiven zu integrieren gilt, die an deren (Bild)Geschichte maßgeblich beteiligt waren.

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