Im Fokus
„Dem kunsthistorischen Institut ergebenst zur Lektüre empfohlen“
Schenkungen Aby Warburgs von der Institutsgründung bis zu seinem Tod (1897-1929)
Aby Warburg gehört zu den frühesten Donatoren der Bibliothek. Insgesamt übertrug er in den rund 30 Jahren seit der Institutsgründung bis zu seinem Tod der Bibliothek 43 Werke, vielfach mit einer Widmung versehen.
Nur zehn Tage nach der offiziellen Institutseröffnung verzeichnet das Inventarbuch vier Buchgeschenke, mit denen Warburg thematische Akzente auf dem erst im Entstehen begriffenen Sammlungsterrain setzte. Der Aufbau der KHI-Bibliothek basierte anfänglich überwiegend auf Schenkungen, später auch auf Nachlässen, kaum jedoch auf gezielten Erwerbungen, für die sehr wenige Mittel zur Verfügung standen.
Im Unterschied zu anderen Institutionen gab es bei der hiesigen Bibliotheksgründung keinen Grundstock, sondern man startete bei Null, womit auch das Themenspektrum der neuen Sammlung erst zu definieren und sukzessive mit entsprechenden Werken zu befüllen war.
Die Vorstellung ist durchaus verlockend, dass der bibliophile Aby Warburg, dessen innovative Forschungsmethoden zu einer radikalen Perspektivenerweiterung vor allem auch bei der Berücksichtigung von Quellen und thematisch weit ausgreifender Literatur führten, einen formenden Einfluss auf den Aufbau und auch die inhaltliche Gliederung der KHI-Bibliothek ausübte. Es gibt hierfür jedoch keine handfesten Belege.
Doch da seine Schenkungen, die nicht die eigenen Publikationen betreffen, sehr punktuell und eher selten erfolgten, kann man zumindest auf eine gewisse Absicht schließen, gerade die in diesen Werken behandelten Themen, die über rein kunstgeschichtliche Fragen deutlich hinausgehen und Warburgs Forschungsinteressen widerspiegeln, in der KHI-Bibliothek vertreten zu sehen.
Zu dieser Annahme verleitet insbesondere seine letzte Schenkung (Juni 1928), ein Werk von Tomaso Garzoni mit einem für Warburg geradezu emblematischen Titel „La Piazza universale di tutte le professioni del mondo“ (1655), das in seiner handschriftlichen Widmung dem Institut dezidiert „zur Lektüre empfohlen“ wird.
Fotografien: Clara Forcht und Chiara Manetti
Konzept und Koordination: Bibliothek