Forschung

Translatio Nummorum
Die Aneignung der antiken Kultur durch Antiquare der Renaissance im Medium der Münzen

Jan Simane, Ulrike Eydinger, Lisa Hanstein

In der Epoche des Renaissance-Humanismus waren antike Münzen nicht nur bevorzugte Sammelobjekte, sondern sie spielten auch bei der Wiederentdeckung der antiken Kultur eine wichtige Rolle. Der große Quellenwert antiker Münzen für historische, archäologische, geographische, mythologie- und ideengeschichtliche sowie kunsthistorische Forschungen wurde erstmals von den Humanisten erkannt; von hier nahm die Numismatik als eigene wissenschaftliche Disziplin ihren Ausgangspunkt.

Zwecks einer vertieften Erforschung antiker Münzen im Kontext ihrer Rezeption durch Antiquare der frühen Neuzeit haben sich das Kunsthistorische Institut in Florenz (Max-Planck-Institut), das Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin (Stiftung Preußischer Kulturbesitz) und der Census of Antique Works of Art and Architecture Known in the Renaissance (Humboldt-Universität Berlin / Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften) zu dem vom BMBF (Förderrichtlinie "Übersetzungsfunktion der Geisteswissenschaften") geförderten, interdisziplinären Projekt "translatio nummorum – Die Aneignung der antiken Kultur durch Antiquare der Renaissance im Medium der Münzen" zusammengeschlossen. Ziel dieser Initiative war es, in einer vergleichenden Analyse die Rolle der antiken Münzen bei der Erforschung, Interpretation und (Re-)Konstruktion der antiken Kultur und Geschichte (in diesem Fall von 49 vor bis 96 nach Christus) im Geiste des Humanismus zu beleuchten.

Das Projekt basiert auf drei konzeptionellen Elementen:

  1. Bereitstellung der relevanten literarischen und bildlichen Quellen in Form eines digitalen Kompendiums
  2. Erstellung einer Datenbank mit Abbildungen und eingehenden wissenschaftlichen Beschreibungen der Originalmünzen (soweit überliefert)
  3. Auswertung und Interpretation sowie Vernetzung der Quellen und Artefakte im Kontext des Census-Projekts

Das Kunsthistorische Institut in Florenz verfügt über eine Reihe der wichtigsten numismatischen Bücher des 16. und frühen 17. Jahrhunderts, die sukzessiv digitalisiert, transkribiert und als digitale Sammlung mit einer virtuellen Forschungsumgebung zur freien Konsultation ins Internet gestellt wurden. Mit dieser Aufbereitung der Bestände des Florentiner Instituts wurde der Nukleus einer elektronischen Bibliothek der historischen Münzliteratur geschaffen, ein "Digitales Corpus der antiquarischen Literatur zu antiken Münzen in der frühen Neuzeit". Mit freundlicher Unterstützung der Bayerischen Staatsbibliothek in München, der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, der Biblioteca degli Uffizi in Florenz sowie der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin wurde der Umfang der digitalisierten Bücher aus jener Zeit maßgeblich erweitert. Auch in Zukunft soll die Datenbank durch weitere Werke ergänzt und mit den bewährten Instrumenten weiter ausgebaut und vervollständigt werden.

Das Münzkabinett Berlin trägt als größte Münzsammlung in Deutschland mit seinen Beständen die Originale zu dem Projekt bei und bietet damit die Verifizierung der literarischen Überlieferung. Es bestimmt, beschreibt und fotografiert seinen Münzbestand von Caesar bis Domitian und stellt ihn im Interaktiven Katalog (IKMK) online.

Im Census-Projekt erfolgt die Verbindung der vom Kunsthistorischen Institut digitalisierten numismatischen Literatur des 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts mit den entsprechend verifizierbaren antiken Münztypen aus dem Münzkabinett Berlin. Durch die Einspeisung dieses Text- und Bildmaterials in die bereits existierende Datenbank des Census wird gleichzeitig eine Verknüpfung mit parallelen Zeitzeugnissen anderer Gattungen erreicht.
Eine sukzessive Erweiterung des geschaffenen virtuellen Kompendiums an Quellen, Originalwerken sowie Daten zu ihrer Interpretation über den Projektrahmen hinaus, ist dezidiert beabsichtigt.

Im November 2011 wurde das Projekt im Rahmen eines internationalen Symposiums an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sowie im Bode-Museum in Berlin vorgestellt. Eine Sonderausstellung im Bode-Museum vom 23.11.2012 bis 15.03.2013 mit dem Titel Translatio Nummorum. Die zwölf ersten römischen Caesaren in der Renaissance schloss das Projekt nach drei Jahren Laufzeit ab.

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