Komposition, Rahmen, Ordnung - zur erkenntnisleitenden Funktion bildlicher Strukturen in der Frühen Neuzeit
Workshop der Max Planck Research Group "Das wissende Bild"
Organisation: Martina Papiro (Kunsthistorisches Institut in Florenz - Max-Planck-Institut, Max Planck Research Group "Das wissende Bild"), Margarete Pratschke (ETH Zürich/eikones Basel - Modul Wahrnehmung, implizites Bildwissen und Erkenntnis), Elke Anna Werner (Kunsthistorisches Institut der FU Berlin)
"Il disposoit agréablement ses figures, et quelque grande que fût la disposition d’un sujet, elles étoient toutes si bien ordonnées, que le grand nombre ne causoit aucune confusion."
So würdigte Félibien in seinen 'Entretiens' (Bd. III, S. 359) den Graphiker Jacques Callot, der es verstanden habe, in seinen Radierungen vielfältige Aktionen einer Menge winziger Figuren derart anzuordnen, dass dem Betrachter sowohl Klarheit über das dargestellte Bildthema als auch ästhetisches Gefallen zuteil werde. Neben Disposition und Ordnung der Elemente, wie sie Félibien anspricht, gehören Darstellungsmaßstab und -perspektive, bildimmanente Strukturierungen der Fläche mittels Formen und Farben sowie das Verhältnis von Rahmungen und Bildfeld zu den Mitteln der künstlerischen Bildorganisation. Diese formalästhetische Ebene steht zur semantischen Ebene eines Bildes in einem engen wechselseitigen Verhältnis, aus welchem die Parameter für die visuelle Sinngenerierung resultieren. Der Workshop geht anhand ausgewählter Bildwerke verschiedener Gattungen und Medien des Zeitraums von 1500-1800 der Frage nach, wie ikonische Sinnerzeugung durch die Komposition und Struktur eines Bildes initiiert oder geleitet wird, wie sie jeweils auf die ästhetische Erfahrung einwirken und welche Theorien und Modelle die Geschichte der Kunstgeschichte zu ihrer Analyse bereithält.
In bestimmten Intervallen und Konjunkturen beschäftigte sich die Kunst- und Bildgeschichte verstärkt theoretisch und methodisch mit der Struktur, Komposition und Ordnung von Bildern und Bildsystemen, wie auch jüngst wieder mit den Spielarten und der Rolle von Rahmungen. Daher ist auch nach den spezifischen Angeboten und der Relevanz dieser theoretischen Beiträge für die Erschließung von Bildwerken zu fragen sowie nach der Bedeutung, die sie den Bildstrukturen bei der Erzeugung und Vermittlung von Wissen beimessen.
Programm
Donnerstag, 14. April 2011
PALAZZO GRIFONI, Via dei Servi 51, 50122 Firenze
10.00 Uhr
Michael Thimann
Begrüßung
10.15 Uhr
Martina Papiro, Elke Werner, Margarete Pratschke
Einführung
10.45 Uhr
Robert Felfe (Berlin)
Bildfeld und Gegenstand - Parameter der Betrachtersteuerung in der frühneuzeitlichen Buchgrafik
11.45 Uhr
Diskussion
12.30 Uhr
Mittagspause
14.00 Uhr
Martina Papiro (Florenz)
Dressur und Symmetrie. Stefano della Bellas Radierungen zu den mediceischen Reitspektakeln
15.00 Uhr
Wolfram Pichler (Wien)
Caravaggios Diptychen
16.00 Uhr
Kaffeepause
16.20 Uhr
Diskussion
18.30 Uhr
Abendvortrag
Hans Körner (Düsseldorf)
Abgrenzung - Vermittlung - Übergriff. Bilderrahmen und Rahmenbilder im französischen 17. Jahrhundert
Freitag, 15. April 2011
SEMINARRAUM Casa Zuccari, Via G. Giusti 49, 50121 Firenze
9.00 Uhr
Diskussion zum Abendvortrag von Hans Körner
10.00 Uhr
Kaffeepause
10.30 Uhr
Cornelia Logemann (Heidelberg)
Abstrakte Verführung. Allegorische Un-Ordnung in der französischen Renaissance
11.30 Uhr
Elke A. Werner (Berlin)
Die Transzendierung der Zeit. Visuelle Konstruktionen von Ewigkeit in Rubens' Medici-Zyklus
12.30 Uhr
Diskussion
13.00 Uhr
Mittagspause
14.30 Uhr
Christiane Kruse (Marburg/Berlin)
Spielarten der Dis/simulatio - Bausteine zu einer Bildtheorie des Zeigens und Verbergens
15.30 Uhr
Margarete Pratschke (Zürich)
Ordnendes Sehen. Arnheims und Gombrichs transdisziplinäre Theorien visueller Erkenntnis
16.30 Uhr
Abschlussdiskussion
PALAZZO GRIFONI, Via dei Servi 51, 50122 Firenze
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Kunsthistorisches Institut in Florenz - Max-Planck-Institut SEMINARRAUM Casa Zuccari, Via G. Giusti 49, 50121 Firenze
Hinweis
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