Tagung
Jenseits des Disegno? Die Entstehung selbständiger Zeichnungen in Deutschland und Italien im 15. und 16. Jahrhundert
Konzeption: Daniela Bohde, Universität Stuttgart und Alessandro Nova, Kunsthistorisches Institut in Florenz
Der disegno steht schon seit einigen Jahrzehnten im Fokus der Forschung. Seine zentrale Rolle für die Kunst der italienischen Renaissance und für das System der Künste bis in die Moderne hinein lässt sich nicht bestreiten. Doch von ihm unabhängige künstlerische Entwicklungen entgleiten leicht der Aufmerksamkeit. Dies gilt besonders für die selbständigen Zeichnungen. So wurde kaum registriert, dass in Deutschland nach 1500 in großer Zahl selbständige Zeichnungen entstanden, diese aber in Italien eine Ausnahme blieben. Der gegenteilige Befund wäre zu erwarten, gab es doch in Italien eine hochentwickelte Zeichnungskultur: Die Künstler verfügten über distinkte Zeichnungsmedien und Zeichnungstypen. Zeichnungen wurden gesammelt, Hilfsmittel wie Kartons wurden öffentlich ausgestellt und im Falle Michelangelos zur "scuola del mondo" erklärt. Doch wurden Zeichnungen fast ausschließlich innerhalb des Werkprozesses verortet und trotz aller Aufwertung des disegno als ein schlussendlich zweckgebundenes und werkvorbereitendes Medium verstanden.
Im deutschen Sprachraum existiert zur Zeit der Ausbreitung der selbständigen Zeichnungen dagegen keine nennenswerte Kunsttheorie, aber ein weit differenziertes Angebot an Druckgraphiken und vermutlich ein kleiner Markt für Zeichnungen. Diese Diskrepanz soll mit der Tagung thematisiert werden. Damit ist nicht nur intendiert, einen schärferen Blick auf die Praxis der Zeichnung, ihre Rezipienten und ihr Verhältnis zur Druckgraphik zu werfen, sondern auch danach zu fragen, welche Rolle die Kunsttheorie tatsächlich spielte. Denn offensichtlich haben der Kult der Zeichnung und das Ideal des disegno in Italien nicht dazu geführt, dass sich auch dort die selbständige Zeichnung etablierte.
Die Tagung findet mit freundlicher Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft vom 3.-5. März 2016 am Kunsthistorischen Institut in Florenz in Kooperation mit dem Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi statt.
Downloads
Kooperationspartner
In Kooperation mit
Gefördert durch
03. – 05. März 2016
Kunsthistorisches Institut in Florenz
Max-Planck-Institut
Palazzo Grifoni Budini Gattai
Via dei Servi 51
50122 Firenze
Hinweis
Diese Veranstaltung wird durch Fotografien und/oder Videoaufnahmen dokumentiert. Falls es nicht Ihre Zustimmung findet, dass das Kunsthistorische Institut in Florenz Aufnahmen, auf denen Sie erkennbar abgebildet sein könnten, für die Veranstaltungsdokumentation und Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Social Media) verwendet, bitten wir um eine entsprechende Rückmeldung.