Ist ein Buch groß oder klein, dick oder dünn, leicht oder schwer? Der Objektcharakter ist das erste, was man von einer Publikation wahrnimmt, die Wirkung des Formats auf den Leser ist unmittelbar und eindrücklich: Bittet man einen Kustoden, nach einem Buch zu suchen, welches man schon einmal in der Hand hatte, so nennt man Signatur und Titel und beschreibt dann die Abmessung, vielleicht erinnert man sich auch noch an Farbe und Material des Einbandes.
In der Bibliothek des Kunsthistorischen Instituts sind die Bücher unter anderem nach Formaten geordnet. Während sich der Großteil des Bibliotheksbestandes aus Druckwerken mit einem relativ einheitlichen Format zwischen 20 und 30 Zentimetern zusammensetzt, gibt es zahlreiche Exemplare „fuori formato“ – sowohl ausgesprochen große als auch kleine sowie in ihrer Beschaffenheit besondere Bücher, die wir in dieser Ausstellung vorstellen möchten.
Das Format bezeichnet die physische Größe eines Buchs. Bei alten Büchern gibt es an, wie oft das Pergament oder der Papierbogen auf die gewünschte Größe gefaltet wurde; im Folio-Format (2°) einmal, beim Quart-Format (4°) zweimal. Das Oktavformat (8°) gilt dabei als Standardformat. Da Tierhaut und auch Papierbogen nicht genormt waren, sagt die Formatangabe wenig über die tatsächliche Größe eines alten Buchs aus. Hinzu kommt, dass durch ein- oder mehrmaligen Beschnitt eines Codex sowie durch die Bindung das Erscheinungsbild eines Buchs über die Jahrhunderte Veränderungen unterlag. Während die ersten Bücher verhältnismäßig groß waren, kamen im Laufe der Jahrhunderte immer kleinere Buchformate auf den Markt. Die Größe eines Buches und damit die Menge an Material, die aufgewendet werden muss, ist ein entscheidender Faktor für die Herstellungskosten und damit auch den Verkaufspreis. Auch Lager- und Transportkosten sind bei großformatigen Büchern deutlich höher – bei gleichzeitig geringerer Nachfrage nach teuren Prachtbänden.
Die Trag- und Transportierbarkeit eines Buches ist in erster Linie von dessen Größe bestimmt. Ein Buch im Quart- oder Oktavformat lässt sich leicht transportieren, ein Foliant hingegen ist unhandlich und für die Lektüre wird ein ausreichend großer Tisch als Unterlage benötigt. Zweck und Funktion des im Buch gedruckten Textes hatten deshalb von Anfang an einen erheblichen Einfluss auf das Format. Messbücher wie Antiphonare und Missale mussten aus Distanz erkennbar sein, transportabel und handlich klein dagegen waren Stundenbücher zur privaten Andacht. In einer kunsthistorischen Spezialbibliothek wie der unseren dagegen finden sich extrem großformatige und reich illustrierte Stichwerke, die es erlauben, auch kleinste Details abzubilden, sowie Fotobücher, bei denen die grafische Gestaltung durch besondere Formate zum grundlegenden erzählerischen Mittel wird und dadurch die Wahrnehmung durch den Benutzer bestimmt.
Auch ein sehr kleines Format muss nicht zwangsläufig Rückschlüsse auf Funktion und Art der Nutzung des Buches zulassen, sondern kann ästhetische Gründe haben. Besonders kleine Bücher, sogenannte Miniaturbücher, können rein repräsentativen und dekorativen Zwecken dienen und sind nicht vornehmlich für die Lektüre bestimmt.
Neben besonders kleinen oder besonders großen Büchern finden sich im Bestand der Bibliothek zahlreiche Bücher, die aufgrund anderer Merkmale ausgefallen sind: Bücher mit ausklappbaren Falttafeln und Landkarten, Leporellos, Daumenkinos, Bücher mit Metallschließen, Bücher in Schachteln oder Blechdosen, mit Musikkassetten, Postkarten oder originalen Fotografien.
Während des Futurismus in den 1920er Jahren kam es zu einem bewussten Bruch mit den herkömmlichen Formaten und Materialien der Buchproduktion. In der Futurismus-Sammlung der Bibliothek des Kunsthistorischen Instituts finden sich mehrere dieser außergewöhnlichen Bücher.

Fotografie: Bärbel Reinhard (Fondazione Studio Marangoni)
Konzept und Koordination: Bibliothek