Forschung

Globalisierung von Bildern und Dingen in der Frühen Neuzeit

Gerhard Wolf, Diana Fane und Alessandra Russo

Laufzeit: 2001 – 2011

Vom 24. März bis 19. Juni 2011 fand im Nationalmuseum von Mexiko Stadt (MUNAL) die Ausstellung El Vuelo de las Imágenes. Arte plumario en México y Europa XIV-XVIII siglo statt, die in Zusammenarbeit mit dem Museo Antropologica gezeigt wurde. Kuratiert von Alessandra Russo, Diana Fane und Gerhard Wolf versammelte sie knapp 200 Leihgaben aus internationalen Museen und präsentierte sie als eine vergleichende Bildgeschichte zwischen Alter und Neuer Welt. Im Zentrum standen der Export und Import von Bildwerken zwischen Europa und Mexiko: von Druckgraphik nach Westen, die dort eine konstitutive Rolle bei der Ausbildung einer christlich-kolonialen Bildsprache spielte, und von Federmosaiken von Mexiko nach Osten als Zeugnisse einer künstlerischen 'métissage', welche in den europäischen Sammlungen neu kontextualisiert wurden.

Unter den Prämissen eines solchen Austauschs und Transfers untersuchte das Forschungsprojekt in den letzten Jahren die Verschränkung ästhetischer, künstlerischer, religiöser und wissenschaftlicher Diskurse, insbesondere die Rolle der Bilder im Kontext von aztekischem und christlichem Opferritus, das Verhältnis von Materialität und Medialität der Bilder sowie Modelle der Visualisierung in der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Naturwissenschaft am Beispiel der Ornithologie, bis hin zum 'Thesaurus Novae Hispaniae', verlegt 1651 durch die Academia dei Lincei in Rom. Ein im Manuskript vorliegendes Buch zur Federkunst soll das Mexikoprojekt vorläufig abschließen, während der 2011 erschienene Band Colors between two worlds (hrsg. zusammen mit Joseph Connors) die Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Untersuchungen des sogenannten Codice Fiorentino des Bernhardin von Sahagun (Biblioteca Laurenziana) in Essays von Forscherinnen und Forschern aus Mexiko, USA, Argentinien, Italien und Deutschland diskutiert.

Wenn sich die Forschung zur Rolle der Bilder als Träger und Medium der Erkenntnis wie Mission in der Frühen Neuzeit intensiviert hat, so fehlt es an vergleichenden Untersuchungen zur Interaktion globaler Dissemination von Bildern und regionalen Bildkulturen, die mit ersterer in Berührung kommen, sich mit ihr auseinandersetzen und wiederum Bilder in sie einspeisen. Dies untersucht das Projekt in einem nächsten Schritt für Mexiko, Indien und Japan im späten 16. Jahrhundert. Der Umgang mit europäischen Bildformularen und ikonographischen Traditionen (religiösen wie profanen) am Moghulhof macht deutlich, dass es sich hier um etwas grundlegend anderes handelt als bei der Entstehung einer kolonialen Bildsprache in Mexiko, nämlich um den Ausdruck einer höfischen Herrschaftskultur mit globalem Anspruch und elaborierten Netzwerken, die sich in Kontakt und Kompetition sieht mit den europäischen Großmächten, dem ottomanischen Reich, dem safawidischen Persien oder China. Gerade das Aufgreifen und Umdeuten derselben europäischen Stiche in verschiedenen 'lokalen' Kontexten hat die Forschung dazu verleitet, undifferenziert von einer globalen Zirkulation und Appropriation der Bilder zu sprechen. Hier bedarf es einer kritischen Revision solcher Positionen, um frühneuzeitliche Ding- und Bildkulturen in ihren komplexen Verflechtungen wie Referenz- und Transmissionsräumen zu untersuchen.

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